Klasse statt Masse

Veröffendlicht am: 25.08.2024

Anfangs der diesjährigen Körner Vereinsmeisterschaft am 24. August 2024 machte sich Ernüchterung breit. Viel zu wenige Herren der zweiten und dritten Mannschaft fanden sich ein, was angesichts einer zeitnah startenden Saison nicht gerade das Gefühl einer Aufbruchsstimmung bestärkt. Sei´s drum, kein Lamentieren. Prächtiger Sonnenschein brachte schnell Licht in die Halle und in die Gemüter. Beim traditionellen Morgenbier wurden unter den wenigen älteren Spielern Szenarien durchgespielt, wie der übermächtigen Jugend überhaupt beizukommen ist.

Und dann ging es auch schon von der Theorie in die Praxis, also: Ab in die Halle. In den Vorrunden-Gruppen herrschten ungleiche Voraussetzungen. Vor allem unser wehrter Vorsitzender Dominik Seroka hatte es mit einer Hammergruppe zu tun. Gegen die Teenager Satu Loeliger und Nicolas Genski war er leider auf aussichtlosem Posten und kam als starker Spieler nicht über den dritten Platz hinaus. Dominik verschlug es somit – Stichwort Favoritensterben – gleich in die Trostrunde.

Andere hatten es zumindest etwas leichter. In einer Dreiergruppe mit Emin Gülhan und Torsten Möller konnte unsere Frohnatur Ella Hauke leider ihre vielen neuen Stärken nicht auf den Tisch bringen. Hier setzten sich Gülhan und Möller durch, wobei Möller ein Sieg gegen Ella reichte. Zu ersten richtigen Kämpfen kam es in den anderen Gruppen. Souverän setzte sich Benni Wülfing zwar in seiner Vierergruppe durch, doch der zweite Platz war heiß umfochten. Rainer Seroka lieferte sich gegen einen stark aufspielenden und athletischen Frank Dirven nach den ersten zwei verlorenen Sätzen einen heißen Schlagabtausch, dessen Pendel im fünften Satz pro Seroka ausschlugen.

In einer anderen Vorrunden-Gruppe war Franks Sohn, Noah Dirven, ungefährdet. Aber auch hier gab es harte Duelle um den zweiten Platz. In Erinnerung wird vor allem das – spieltaktisch wie psychologisch – hoch interessante Match unserer Spieler aus der dritten Mannschaft bleiben. Michael Stamm konnte letztlich gegen Frank Klein-Robbenhaar gewinnen, weil Klein-Robbenhaar ein ums andere Mal in die bekannte und gefürchtete „stammsche Mühle“ geriet. Stamm spielte sicher wie eine Ballmaschine. Vorhand wie Rückhand immer leicht angezogen, platzierte er die Bälle von links nach rechts und Klein-Robbenhaars Offensivspiel war so der Wind aus den Segeln genommen. Trotz seiner Niederlage reichte es für Klein-Robbenhaar dennoch – wenn auch um Haaresbreite nach der Errechnung gespielter Punkte – zum Erreichen der KO-Runde.

Nach einer erfrischenden und freudig verbrachten Essens- und natürlich Trinkpause ging es wieder in die Halle, wo sich manch Überraschendes ereignete im Viertelfinale. Die noch amtierende Vereinsmeisterin Satu Loeliger hatte zwar gegen Frank Klein-Robbenhaar in drei gewonnen Sätze keine große Mühe. Rainer Seroka hingegen wehrte sich nach bedenklichem Start gegen Noah Dirven letztlich erfolgreich. Immer wieder setzte Seroka seine gefürchtete „Dropkick-Rückhand“ platziert in die Ecken, sodass Noahs Offensivgeist zunehmend erlahmte. 3:1 hieß es am Ende in Sätzen – eine Überraschung, die auch auf Serokas großes Kämpferherz zurückgeht, das einen Altersunterschied von etwa 40 Jahren kompensieren konnte.

Auch 3:1 setzte sich Nicolas Genski überraschend klar gegen unseren starken Spieler Emin Gülhan durch. Ein ums andere Mal konnte Gülhan der temporeich geschlagenen Vorhand von Nicolas wenig entgegensetzen, vor allem seine mit viel Spin rotierende Rückhand kam nicht zur Entfaltung. Im letzten Viertelfinale wurde das modern-offensive Tischtennis-Spiel taktisch konterkariert. Eher wie in einem Tennismatch zweier Defensivspieler ging es zu. Möller wollte die mörderisch geschlagene Vorhand Wülfings unbedingt verhindern und so entstand ein Spiel mit schier endlosen Rückhand-Duellen. Der Schweiß floss in Strömen und am Ende wurde es zu einem Psychokrimi, den „Gummiwand-Möller“ (durchaus mit glücklichem Kantenball) im fünften Satz mit 15:13 für sich entscheiden konnte.

Schon jetzt war klar: Rainer Seroka und Torsten Möller im Halbfinale – das ist ein großer Erfolg für die zweite Mannschaft! Möller musste nun gegen seine Tochter Satu Loeliger ran, während es Seroka mit Nikolas Genski zu tun bekam. „Jung“ sollte schließlich gegen „Alt“ die Oberhand behalten, doch: Sie musste kämpfen. Loeliger hatte gegen das für sie ungewohnte Defensivspiel ihres Vaters ihre Probleme. Am Ende aber entschied sie das Duell „Schmetterschläge gegen Ballonabwehr“ für sich im fünften Satz mit 11:7. Auch Seroka wehrte sich eifrig und konditionell stark gegen Nicolas Genski, konnte dem Jungen sogar einen Satz abnehmen und war auch in den anderen Sätzen keinesfalls chancenlos. Trotz aller Gegenwehr hieß es am Ende 3:1 für Genski.

Im Finale hieß es somit nicht mehr „Alt gegen Jung“, sondern: „Mädchen gegen Junge“. Wenn sich auch nach einem langen Tag auf beiden Seiten Konzentrationsschwächen zeigten, war es doch ein Spiel auf hohem Niveau, das hin und her wogte. Zu Beginn des fünften und naturgemäß letzten Satzes sah Loeliger wie die Siegerin aus. Genski jedoch traf plötzlich – wie schon im Spiel gegen Gülhan – seine Vorhand. Er gewann das Finale und darf sich nun als neuer Vereinsmeister des TUS Körne bezeichnen lassen.

Unsere schönen Vereinsmeisterschaften dienen natürlich nicht nur Erfolgen und Leistungen. Das Beisammensein ist das Wichtigste, auch das Spielen miteinander, das jederzeit sportlich verlief und ohne jegliche Zwistigkeiten untereinander. Am Ende soll nicht untergehen, dass Dominik Seroka die Trostrunde im Endspiel gegen Frank Dirven gewann und dass sogar noch eine Doppelkonkurrenz trotz großer Ermüdung ausgespielt wurde. Die Tische wurden in den Doppeln so manches Mal entfunktionalisiert, das heißt: sie dienten schon mal als Abstützfläche. Noah Dirven und Emin Gülhan setzten sich als Favoriten-Doppel durch. Danach wurde nur noch mit müden Beinen die Halle aufgeräumt – und noch das ein und andere Bierchen getrunken.

Vielen Dank an alle, die die diesjährigen Vereinsmeisterschaften ermöglichten. Vor allem an unseren lieben Dominik, der wieder einmal für eine schöne und ruhige Atmosphäre sorgte, die schon jetzt Lust macht auf das nächste Jahr.

von: Totti